Antike Riesenwelle

Vor der Küste Israels hat eine Gruppe von Wissenschaftlern Spuren eines Tsunamis gefunden, der sich nach einem gewaltigen Ausbruch des Vulkans von Santorin offenbar durch das gesamte östliche Mittelmeer wälzte. Die Folgen der Katastrophe, die sich vermutlich zwischen 1630 und 1550 vor Christus ereignete, waren für die umliegende Inselwelt verheerend. Möglicherweise basiert auf dem Ereignis sogar der Atlantis-Mythos – der plötzliche Untergang einer ganzen Zivilisation. Die Welle, die dem Ausbruch folgte, muss gewaltig gewesen sein; denn die israelische Küste liegt rund tausend Kilometer von der ägäischen Vulkaninsel entfernt. In so großem Abstand vom Ort der Eruption entfernt hatte die Geoarchäologin Beverly Goodman jedenfalls nicht mit entsprechenden Spuren der Katastrophe gerechnet. Doch bei Bohrungen in einer Wassertiefe zwischen 10 und 20 Metern vor der Küste der antiken Stadt Caesarea Maritima stießen sie und ihr Team auf eine bis zu 40 Zentimeter dicke Schicht von Ablagerungen, wie sie typischerweise nach einem Tsunami entstehen. Die Datierung der Sedimentschicht legt nahe, dass die Riesenwelle mit dem Ausbruch des Vulkans auf Santorin in Verbindung stand. „Das würde auch erklären, warum im östlichen Mittelmeerraum entlang der Küste für die Zeit unmittelbar nach der Katastrophe in der Ägäis ein überraschender Mangel an archäologischen Stätten herrscht“, sagt Goodman.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 45/2009.

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