Fundgrube U-Bahn-Bau

Während der Vorarbeiten für die neue Metrolinie C durch das Stadtzentrum Roms haben die Archäologen schon häufiger verloren geglaubte Gebäude entdeckt. Ihr neuester Fund ist das Athenäum des Hadrian. Der Kaiser hatte das Auditorium im Jahre 133 nach Christus als kulturelle Veranstaltungs- und Bildungsstätte in Auftrag gegeben. Auf der Bühne verlasen Dichter ihre Werke, Denker diskutierten über philosophische Themen. Bis zu 200 Zuhörer fanden auf marmornen Sitzstufen Platz, welche die Ausgräber jetzt an der Piazza Venezia freigelegt haben. Die Forscher entdeckten auch einen Korridor und einen Marmorfußboden des Bauwerks. Der größte Teil der neuen Metrolinie soll in 25 bis 30 Metern Tiefe verlaufen – weit unterhalb der archäologischen Schichten. Für die Eingänge zu den Stationen und die Belüftungsschächte müssen die Planer jedoch immer wieder Platz zwischen den antiken Monumenten im Boden Roms finden. Allein an der Piazza Venezia entdeckten die Archäologen – ohne die kein Spatenstich getan werden darf – bei den Vorarbeiten bereits eine römische Taverne sowie die Fundamente eines Palastes aus dem 16. Jahrhundert. Der Eingang der Metrostation soll nun dicht neben dem Athenäum des Hadrian entstehen – an einer Stelle, an der bisher nur ein antiker Abwasserkanal gefunden worden ist.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 45/2009.

Schreibe einen Kommentar