Walfangboot des Alaska-Kriegers

Forscher sind auf das weltweit einzige bekannte Kajak eines Alutiiq-Kriegers gestoßen. Der Fund wird derzeit am Peabody Museum an der Harvard University untersucht. Um das Jahr 1860 baute der unbekannte Mann das Boot, indem er die Häute von fünf weiblichen Seelöwen über ein ausgeklügeltes Holzskelett spannte. Mit dem Kajak ging er dann vermutlich in den Gewässern um Kodiak Island auf Walfang. Die außergewöhnliche Konstruktion mit einem gegabelten Bug ermöglichte es ihm, besonders kräftesparend übers Wasser zu gleiten. Die heute noch in Südalaska lebenden rund 4000 Angehörigen der Volksgruppe wissen über die seetüchtigen Boote ihrer Vorfahren nur noch wenig. „Über 7000 Jahre Erfahrungen stecken in der Konstruktion dieses Kajaks”, sagt der Anthropologe Sven Haakanson, selbst ein Alutiiq. Bei den Analysen wollen die Wissenschaftler herausfinden, womit der Konstrukteur die Seelöwenhaut imprägnierte und von welchen Tieren die Sehnen stammen, mit denen die Häute zusammengenäht wurden. Auch für einige Strähnen Menschenhaar nahe dem Bug interessiert sich Haakanson: „Vielleicht verkörpern sie den Geist einer mächtigen Persönlichkeit, die dem Eigentümer im Krieg oder beim Walfang half.” Die heute lebenden Alutiiq benutzen moderne Boote.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 16/2012.

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