Der Imperotor

Erschienen in Geo, Dezember 2009
Ausgräber glauben, Neros Speisesaal entdeckt zu haben – das erste Drehrestaurant der Welt
Der römische Kaiser Nero (54 – 68 n. Chr.) mag kein guter Herrscher gewesen sein. Aber eines konnte der Tyrann besser als die meisten Regenten vor oder nach ihm: ausschweifende Parties feiern.
Das Zentrum dieser Gelage war ein edles Gemach, das der Historiker Sueton in seiner Biografie des Kaisers beschreibt: „In den Speisesälen gab es getäfelte Decken mit beweglichen Elfenbeinplatten, durch die Blumen herabgeworfen und Parfüm versprengt werden konnte. Der Hauptspeisesaal war eine Rotunde, welche sich Tag und Nacht wie das Weltall drehte.”
Auf dieses antike Drehrestaurant dürfte nun ein Grabungsteam um Francoise Villedieu vom Centre Camille Jullian an der Université de Provence Aix-Marseille gestoßen sein. Der Rundbau auf dem römischen Palatin-Hügel hat einen Durchmesser von 16 Metern. Darin befanden sich Reste eines etwa vier Meter dicken Ziegelpfeilers, der wahrscheinlich einen beweglichen Holzboden trug. Das Gerüst könnte durch Wasserdruck in Drehung versetzt worden sein.
Die Konstruktion ist ein Entwurf von Neros Star-Architekten Celer und Severus. Nach dem großen Brand Roms im Jahr 64 n. Chr. erhielten sie den Auftrag, Neros neuen Palast zu bauen.
Der Kaiser, äußerst zufrieden mit seiner prunkvollen Bleibe, merkte an, dass er endlich in einem Domizil wohne, das eines Menschen würdig sei. Doch Neros Feier-Tage waren gezählt: Er nahm sich nur wenige Monate nach seinem Einzug in das „Goldene Haus” das Leben.

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