Die Militärdiktatur in Argentinien endete 1983, aber die Suche nach den Opfern des Terrorregimes ist noch längst nicht abgeschlossen. Erst kürzlich konnten Rechtsmediziner des argentinischen Teams für anthropologische Forensik kurz EAAF, 42 Opfer aus einem Massengrab in Merlo, einem Vorort von Buenos Aires, und zwei weiteren Fundorten identifizieren. Seit zwei Jahren sammeln die argentinischen Wissenschaftler Blutproben von den Nachkommen der Vermissten und bauen daraus eine DNA-Datenbank auf. 5000 solcher Vergleichsproben gibt es schon – und 598 bisher nicht identifizierte Skelette ermordeter Opfer des Militärregimes. Ein Gentechniklabor im US-Staat Virginia vergleicht Blut- und Knochen-DNA. Erst wenn zusätzlich zu den DNA-Proben auch die zahntechnischen Befunde sowie Fundorte und Verletzungen mit bislang bekannten Informationen übereinstimmen, benachrichtigt EAAF die Angehörigen. Die Arbeit der Forensiker wird sich noch viele Jahre hinziehen: Von den Menschen, die während der Militärdiktatur verschwanden, gelten 20 000 bis 30 000 immer noch als vermisst.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 49/2009.