Sacht in Grund und Boden

Erschienen in Geo, September 2009
Ballistik Wie schafften es Kanonenkugeln vor gut 200 Jahren, dickste Schiffswände zu durchschlagen?
Seine massive Eichenpanzerung hat dem Schiff nichts genützt. Kanonensalven brachten es in der Hafeneinfahrt von Akkon zum Sinken. Vermutlich ließ der britische Admiral William Sydney Smith das stattliche Gefährt 1799 versenken, um der feindlichen französischen Flotte unter Napoleon Bonaparte die Einfahrt zu versperren.
Doch bis heute wundern sich Fachleute über die Durchschlagskraft der Geschosse der damaligen Zeit. Wie war es möglich, die dicken Bohlen mit vergleichsweise langsam fliegenden Kugeln zu zertrümmern?
Der Nautische Archäologe Ya’acov Kahanov von der Universität Haifa machte die Probe aufs Exempel. Mit maßstabsgerecht verkleinerten Modellen von Schiffsplanken und den im Wrack gefundenen zwölf Pfund schweren Kanonenkugeln probierte sein Forscherteam Schussvarianten mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 500 Metern pro Sekunde aus.
Das erstaunliche Ergebnis: je niedriger die Geschwindigkeit, mit der die Kugel auf die Schiffswand traf, desto verheerender der Schaden. Denn während ein schnelles Geschoss die Wand ebenfalls glatt durchschlägt, nimmt das Holz die Energie einer langsamen Kugel auf und splittert. „Damals betrug das Gewicht der Kanonenkugeln zwischen vier und 36 Pfund“, ergänzt Kahanovs Doktorandin Debbie Cvikel.

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