Bewacher aus Stein

Die Armee ist zwar klein, aber bemerkenswert: Auf Sardinien haben Archäologen und Konservatoren eine Schar lebensgroßer Steinskulpturen aus dem 8. Jahrhundert vor Christus wiederauferstehen lassen. In acht Jahren mühsamer Puzzlearbeit setzten sie die in viele tausend Teile zersprungenen Krieger wieder zusammen. Nun sollen im Sommer 25 der Steinsoldaten im Archäologischen Nationalmuseum von Cagliari im Süden der Insel ausgestellt werden. In der Eisenzeit schmückten sie die Elitegräber der späten sardischen Nuraghen-Kultur, ein halbes Jahrtausend bevor ein chinesischer Kaiser auf eine ähnliche Idee mit Soldaten aus Terrakotta kam. Unter den sardischen Kriegern sind Bogenschützen und wahrscheinlich auch Schwertkämpfer. Einige weitere als „Boxer“ bezeichnete Statuen halten in der linken Hand ihren Schild über den Kopf. Viele tragen Rüstungen und gehörnte Helme. Die Nuraghen-Kultur beherrschte Sardinien vom 18. bis ins 6. Jahrhundert vor Christus. Bis heute sind rund 7000 ihrer Befestigungsanlagen auf der Mittelmeerinsel bekannt. Genützt hat es ihne am Ende nichts: Die Karthager eroberten Sardinien nach und nach – und zerschlugen dabei wohl auch die steinernen Krieger.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 09/2012.

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