Mosaiken in den Empfangsräumen und Esszimmern römischer Villen erlauben Rückschlüsse auf die Rolle der Frau im antiken Rom – und damit auf die Welt- und Moralvorstellung des Hausherren. Die Kunsthistorikerin Luz Neira von der Universidad Carlos III de Madrid hat gezielt Frauenmotive der römischen Mosaikkunst gesucht und ausgewertet. Meist, so ihr Fazit, tritt die Frau dabei in einer von drei Rollen auf: Die erste ist die der guten Ehefrau oder Tochter. Ungehorsame Frauen dienten lediglich als Lehrstück. Ein Beispiel hierfür ist der Mythos der Pandora, die verbotenerweise eine Büchse öffnet und damit Plagen über die Menschheit bringt. Eine zweite Gruppe zeigt die Frau als Lustobjekt, welches den Männern Vergnügen bereitet – meist außerhalb der Ehe. Die dritte Gruppe schließlich besteht aus Widerspenstigen, die sich um keinen Preis Männern unterordnen wollen. Hierzu zählen beispielsweise Amazonen. Es ist bemerkenswert, dass in vielen dieser Bilder die Frau als Ursache für Kriege und andere Übel gezeigt wird, betont Neira.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 47/2011.