Grabwächterarmee

Erschienen in Geo, April 2012
Sardische Steinsoldaten sind ein halbes Jahrtausend älter als die chinesischen Terrakotta-Krieger
Vor 2500 Jahren wurden die Figuren von Feinden zerschlagen – nun haben Archäologen und Konservatoren eine Truppe von sardischen Steinkriegern aus Tausenden von Fragmenten wieder zusammengesetzt. Die zwei bis zweieinhalb Meter großen Statuen bewachten um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. die Gräber der Herrscher-Elite.

Diese Grabwächter sind die einzige Gruppe lebensgroßer Kriegerskulpturen, die je in Europa gefunden wurde. Ab Sommer 2012 werden nach achtjähriger Puzzlearbeit 25 der 33 Statuen im Archäologischen Nationalmuseum in Cagliari ausgestellt. Schönheiten sind sie nicht: Die Nasen sind übermäßig groß, weit aufgerissene Augen aus konzentrischen Kreisen dominieren die Gesichter.
Die Waffen der Krieger sind ganz unterschiedlich. Einige Soldaten dienten als Bogenschützen, andere kämpften mit dem Schwert. Viele von ihnen tragen eine Rüstung über der Brust und einen gehörnten Helm auf dem Kopf. Sogar Verteidigungsanlagen schufen die sardischen Bildhauer für die Gräber. Zu den Ensembles gehören auch mindestens zehn Modelle von Nuraghen – bis zu 20 Meter hohe Türme mit dicken Steinmauern, die der Nuraghenkultur (1800 bis 600 v. Chr.) ihren Namen gaben.

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