Kurzes Glück der Freiheit

Auf der Insel St. Helena im Südatlantik haben englische Archäologen einen Sklavenfriedhof ausgegraben. Das Eiland beherbergte im 19. Jahrhundert nicht nur den französischen Diktator Napoeleon für die letzten Jahre seines Lebens, sondern war auch Auffanglager der britischen Royal Navy für befreite Sklaven. Viele der Geretteten waren aber offenbar so krank und entkräftet, dass sie die Freiheit nicht lange überlebten. Zwischen 1840 und 1872 transportierte die Royal Navy rund 26000 befreite Sklaven nach St. Helena – von denen vermutlich über 5000 auf der Insel umkamen. In England selbst war der Sklavenhandel seit 1807 verboten. Trotzdem wurden weiterhin Gefangene von Afrika in die Karibik auf die dortigen Zuckerrohr- und Baumwollplantagen verschleppt. Insgesamt konnten die Briten rund 1600 Sklavenschiffe aufbringen und 150000 Afrikaner aus den Ketten befreien. Der Friedhof wurde bei Vorarbeiten zum Bau eines neuen Flughafens auf St. Helena entdeckt.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 12/2012.

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