Bierbrauer in Grönland

Die Wikinger liebten Bier – so sehr, dass sie offenbar nicht darauf verzichten mochten, als einige von ihnen sich mit Erik dem Roten vor 1000 Jahren auf Grönland ansiedelten. Doch war es während der Wärmeperiode im Mittelalter tatsächlich mild genug, um die Gerste dafür anbauen zu können? Forscher vom dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen haben die Antwort auf diese Frage jetzt am Boden eines Müllhaufens aus der Zeit der Wikinger gefunden. Dort entdeckten sie kleine Stückchen verkohlter Ähren. Sie stammen aus den Anfangsjahren der Wikingersiedlung im Süden Grönlands – die Neuankömmlinge müssen also gleich nach der Ankunft mit dem Anbau des Getreides begonnen haben. Dass die Siedler die Gerste zu Brauzwecken aus der skandinavischen Heimat importierten, schließen die Wissenschaftler aus. Die Ähren hätten zu viel Platz in den Stauräumen der Schiffe eingenommen. „Wenn die Gerste importiert worden wäre, dann wäre sie gedroschen gewesen“, erklärt der Agrawissenschaftler Peter Steen Henriksen. Auf die Forscher wartet nun noch viel Arbeit: 300 weitere Kilo Kompost haben sie zur genauen Untersuchung mit nach Dänemark genommen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 07/2012.

Schreibe einen Kommentar