Die weißen Blumen des Bösen

Die riesigen Steinstatuen auf der Osterinsel haben einen winzigen Feind: Flechten. Der aggressive Bewuchs bildet Säuren, die Löcher in das Vulkangestein der Moai genannten Skulpturen fressen. Ein Forscherteam um Lorenzo Casamenti aus Florenz will die Flechten nun mit einer Chemielösung beseitigen. Frühere Versuche, die Löcher mit Beton zu füllen, gingen auf fatale Weise schief: Die Füllung verstärkte noch die Erosion durch Wind und Salzwasser. Außerdem schien der Beton den Flechten ebenso gut zu schmecken wie das Originalgestein. Flechten gehören zu den widerstandsfähigsten Lebewesen. 200 Arten überleben in der Antarktis; Experimente haben gezeigt, dass sie sogar im Weltraum eine zeitlang existieren können. Die Italiener haben einheimische Archäologen zu Steinrestauratoren ausgebildet, damit sie künftig „die weißen Blumen des Bösen”, wie die Moai-Flechten auf der Osterinsel heißen, bekämpfen können.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 42/2010.

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