Im März 2001 sprengten die Taliban im Tal von Bamiyan zwei Buddhafiguren, die mit einer Höhe von 34,5 und 55 Metern als die größten der Welt galten. Jetzt hat ein französisch-afghanisches Team in unmittelbarer Nähe die Reste einer dritten Riesenstatue entdeckt, die den Erleuchteten liegend zeigte. Als erstes fanden die Archäologen ein Bein, dann einen Daumen, einen Zeigefinger, schließlich einen Arm. Ursprünglich, so glauben sie, hatte die Figur eine Länge von 19 Metern. Sie ist längst zerstört allerdings nicht von den Taliban: Wie der afghanische Archäologe Anwar Khan Fayez vermutet, haben vielmehr arabische Eroberer das Antlitz der Statue bereits im neunten Jahrhundert geschändet. Die Skulptur war für die Ausgräber ein Zufallsfund. Eigentlich suchten sie nach einem wahrhaft gigantischen Buddha, der nach Überlieferung des chinesischen Mönches Xuanzang aus dem Jahr 632 um die 300 Meter gross sein soll. Die Archäologen, so das Informations- und Kulturamt von Bamiyan, hegen die Hoffnung weiterhin, diesen Koloß in der Nähe seiner kleineren Brüder noch aufzuspüren.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 47/2008.